Niemand braucht 16 Lehrämter
Die Jungen Liberale Niedersachsen fordern eine Vereinfachung der Anerkennung der Lehramtsqualifizierung bei ausländischen Arbeitskräften, insbesondere innerhalb der Europäischen Union:
- Wenn eine Lehrkraft examiniert mit Berufserfahrung hier in den Schuldienst möchte, soll sie 1-2 Unterrichtsstunden als Vorführstunden – ähnlich wie im Ref – zeigen, optional soll es auch ein Reflexionsgespräch geben. Danach soll eine Anstellung auf Probe mit Befristung von einem Jahr folgen. Währenddessen finden 2-3 Unterrichtsbesuche im Schuljahr von dem Fachteam der Schule und dem Schulleiter statt, die die Unterrichtsqualität und das Sprachniveau der angehenden Lehrkraft prüfen. Nach diesem Jahr erstellt der Schulleiter eine Art Gutachten/Stellungnahme/Bericht – wie auch für Referendare – wo eine Empfehlung gegeben wird, ob die Person unbefristet Lehrer werden sollte. Wir schlagen nach diesem Jahr die Festanstellung vor.
Die Jungen Liberalen Niedersachsen fordern eine Vereinfachung bei der Anerkennung von Lehramtsabschlüssen zwischen den verschiedenen Bundesländern:
- Wenn ein Lehrer in Deutschland Lehramt studiert hat und diesen Abschluss in einem anderen Bundesland anerkennen lassen möchte, soll dies ohne erneute Prüfungen oder sonstige Maßnahmen funktionieren. Dies ermöglicht es Lehrern einfacher bei Umzügen o.ä. ihre Dienststelle zu wechseln.
- Um die aktuell bestehenden Diskrepanzen zwischen den unterschiedlichen Lehramtsausbildung auf Länderebene auszugleichen, schlagen wir eine bundesweit einheitliche bzw. modular vergleichbare Grundstruktur des Lehramtsstudium vor.
Entlastung der Lehrkräfte
In Zeiten von Inklusion, überbordener Bürokratie, Überarbeitung und terrorisierenden Eltern ist der Lehrberuf äußerst unattraktiv und sorgt zu hohen Burnout- und gesundheitlich bedingten Teilzeitquoten schon wenige Jahre nach dem Berufseinstieg,. Wir haben es uns als Ziel gesetzt, den Beruf wieder attraktiver zu gestalten, daher fordern die Jungen Liberalen ein Paket zur Entlastung der Lehrkräfte:
- Reduzierung der Stunden: Die zu leistenden Lehrstunden sollen in allen Schulformen bei einer Vollzeitstelle mittelfristig auf 23 unterrichtete Wochenstunden herabgesezt werden, da die Aufgabenbereiche neben des Unterrichts immer mehr Zeit in Anspruch nehmen (Inklusion, mehr Förderbedarf bei den Kindern ergo mehr Anträge/ Nachteilsausgleiche/ Diagnostik/ Differenzierung). Dabei soll die Besoldung nicht nach unten korrigiert werden.
- Ausweitung des Personalschlüssels: Der Personalschlüssel an Schulen muss stark ausgeweitet werden. Der Fokus liegt vor allem darauf, mehr Pädagogische Mitarbeiter (PM) einstellen zu können, um weniger Lehrer in den Ganztag oder in die oftmals fachfremde Bereitschaft schicken zu müssen. PMs sollen auch verstärkt für Doppelbesetzungen in jüngeren Jahrgängen und Vertretungsstunden im Vormittag eingesetzt werden. Wichtig ist, dass die aktuelle Regelung nichtig wird: Ein PM mehr impliziert weniger Lehrerstunden, sodass eine Lehrkraft weniger oder nur eine Teilzeitstelle als Stellenausschreibung möglich ist.
- Anrechnung von Überstunden und zusätzlicher Unterstützung bei Klassenfahrten: 4 Überstunden für eine Klassenfahrt angerechnet zu bekommen, ist realitätsfern und schlichtweg zu wenig. Daher muss eine klare Regelung zur Anrechnung von Überstunden, die Lehrkräfte im Rahmen von Klassenfahrten leisten, geschaffen werden. Dies soll durch zusätzliche Überstunden, Entlohnung oder zusätzliche Unterstützung durch weiteres Personal bei der Planung und Durchführung der Fahrten geschehen. Zudem können Schulassistenten für organisatorische Aufgaben wie die Buchung und Koordination von Unterkünften und Transportmitteln eingesetzt werden, um Lehrkräfte weiter zu entlasten. Die Jungen Liberalen fordern weiterhin die Grenze zur Ausschreibungspflicht für Studienreisen deutlich höher anzusetzen als die von der nds. Landesregierung beabsichtigten 10.000€, damit Auslandsfahrten auch für größere Kurse wieder ansatzweise bürokratiearm planbar werden.
- Reduzierung der Bürokratie: Einführung effizienter Verwaltungsprozesse und digitaler Tools zur Minimierung des Papierkrams, damit Lehrkräfte mehr Zeit für den Unterricht und die individuelle Förderung der Schüler haben.
- Flexiblere Arbeitszeitmodelle: Die Möglichkeit, die volle Anzahl an Unterrichtsstunden in einem Rahmen von 4 Tagen abzuhalten, um einen festen “Bürotag” für andere schulische Tätigkeiten pro Woche zu haben, soll grundsätzluch möglich werden. Es liegt dann in der Hand der Schulen und der Stundenplaner, was den Lehrkräften ermöglicht wird. Grundsätzlich soll damit mehr Flexibilität in dem Arbeitsalltag geschaffen werden, damit die langfristige Motivation und Gesundheit gewährleistet werden kann.
- Mehr nicht-lehrendes Unterstützungspersonal: Einstellung von zusätzlichem Unterstützungspersonal, wie Schulsozialarbeitern, Schulassistenten und pädagogischen Assistenten, um Lehrkräfte zu entlasten.
- Förderung der digitalen Kompetenzen: Regelmäßige Weiterbildungen im Bereich der digitalen Tools und Methoden, um den Unterricht effizienter und digitaler zu gestalten.
Die künstlich intelligente Schule
KI-Offensive im Klassenzimmer & im Ganztag
Künstliche Intelligenz hat enorme Vorteile im Lernbereich, da diese mit den gewonnenen Lerndaten weitere lernfördernde Maßnahmen, die individuell auf den Schüler zugeschnitten sind, identifizieren kann. Die Jungen Liberalen fordern eine verstärkte Einbindung von KI-Tools, die den Unterrichts- und Lernerfolg fördern:
- Integration von KI-gestütztem Lernen in den Unterricht: Die Nutzung von KI-Tools, die personalisiertes Lernen ermöglichen und Schülerinnen und Schüler auf ihrem individuellen Lernweg begleiten, soll ermöglicht werden. Das Kultusministerium in Niedersachsen soll eine KI-Kommission mit diesbezüglich qualifizierten Vertretern aller Fächergruppen einführen, die neuste Entwicklungen im KI-Angebot beobachtet und den Schulen landesweit einen Pool an Tools zur Verfügung stellt, die die Schulen im Unterricht und im Ganztag einsetzen dürfen. Ein zentraler Tool-Pool ermöglicht dem Land auch Fortbildungen einfacher zu koordinieren und anzubieten.
- Weiterbildung der Lehrkräfte in KI-Kompetenzen: Damit diese Tools auch sinnvoll und zielführend eingesetzt werden können, müssen regelmäßige Fortbildungen für die Lehrer stattfinden.
- Auswahl der KI-Tools in den Händen der Schulen: Für die Auswahl der Tools sind die eigenverantwortlichen Schulen individuell verantwortlich, da die Lehrer und Schulen das für sich deutlich besser entscheiden können, als ein übergeordnetes Ministerium. Konkret soll das durch die Fachkonferenzen geschehen, die folglich die für ihren Fachbereich sinnvollsten KI-Tools auswählen und im Unterricht einführen.
- Einhaltung ethischer Richtlinien: Bei der Nutzung von KI-Tools muss jederzeit sichergestellt werden, dass der Einsatz ethischen Standards entspricht und die Privatsphäre und die Daten der Schüler schützt. Dies wird von der Kommission sichergestellt, indem diese nur Tools in dem Pool zur Verfügung stellt, die diese Standards erfüllen. Entscheidend ist, dass die Entscheidungen der KI-Kommission digitalrechtssicher sind. Notwendige Anpassungen nationaler Gesetze im Zuge von mehr praxisnaher KI-Nutzung sehen die Jungen Liberalen wohlwollend.
Prävention und Umgang mit KI
- Förderung eines kritischen Umgangs mit KI-Systemen: Wichtig ist, dass Schüler reflektieren können, ob die Ergebnisse der KI stimmig sind oder nicht. Dafür sollen Kompetenzen zur kritischen Beurteilung und Reflexion von KI-basierten Entscheidungen und deren potenziellen Verzerrungen und Risiken gelehrt werden.
- Schaffung von Richtlinien für den ethischen Einsatz von KI in der Schule: Das Kultusministerium soll gemeinsam mit der KI-Kommission klare Richtlinien und Standards für den Einsatz von KI im Bildungsbereich entwickeln, um Missbrauch zu verhindern und Transparenz sowie Datenschutz zu gewährleisten.
KI-Nutzung zur Entlastung der Lehrkräfte und des Schulpersonals
- Automatisierung administrativer Aufgaben: Einsatz von KI-Systemen zur automatischen Verwaltung von Anwesenheitslisten, Notenverwaltung und weiteren Routineaufgaben, um Lehrkräfte und Verwaltungspersonal zu entlasten.
- Ermöglichung KI-gestützter Analyse von Lerndaten: Die Nutzung von KI zur Analyse von anonymisierten Lerndaten soll ermöglicht werden, um Stärken und Schwächen der Schüler frühzeitig zu erkennen und gezielte Fördermaßnahmen einzuleiten.
- KI-gestützte Kommunikation: Einführung von KI-gestützten Chatbots und Assistenzsystemen für die Beantwortung häufiger Fragen von Eltern und Schülern sowie zur Unterstützung der Kommunikation innerhalb der Schule.
Schulleben
Handyverbote in Grundschulen in Schulordnungen erlauben
Die Jungen Liberalen fordern, dass Möglichkeiten für wirksame Erziehungsmaßnahmen geschaffen werden müssen, die den Lehrkräften pädagogische Handelsspielräume ermöglichen. In Grundschulen muss es möglich sein, Schülern im Unterricht digitale Geräte bis zum Unterrichtsende zu entziehen, sofern sie aktiv den Unterrichtserfolg ablenken. Die aktuell bestehenden Möglichkeiten bei Gefahrensituationen sollen dementsprechend für Grundschulen weiter gefasst werden, da Schüler im Grundschulalter seltenst schon in der Lage sind, reflektiert über ihre Gerätenutzung zu entscheiden.
Projektbasiertes Lernen
Die Jungen Liberalen fordern eine Stärkung von projektbasiertem und forschendem Lernen in Schulen, um praxisnahe Kompetenzen zu entwickeln.
Dies geschieht in ähnlicher Form wie AGs: Ein Lehrer, bzw. ein Lehrerteam (max. 2 Lehrer) führt ein fachliches Projekt durch, welches jahrgangsübergreifend angeboten werden soll. Dazu wird es jeweils min. 1 Projekt pro Sekundarstufe geben, damit inhaltliche Themenfelder sinnvoll für Schüler zu erlernen sind. Das ganze fördert einen selbstbestimmten, eigenverantwortlichen und praxisorientierten Lernansatz.
Der Unterschied zu AGs ist, dass Schüler nicht einfach freiwillig an einem Projekt teilnehmen und am Ende keinen Erfolg im Sinne einer Note haben, sondern dass ein solches Projekt im Wahlbereich der Kurse angeboten werden soll und am Ende eine Prüfung stattfindet und dementsprechend eine Note für das Fachprojekt im Zeugnis eingetragen wird. Das System ist also ähnlich wie das Wahlsystem in der Oberstufe und soll für die Unterstufe erweitert werden, sodass Schüler schon früher Wahlmöglichkeiten für individuelle Interessen haben.
Umgang mit sozialen Medien
- Digitale Medienkompetenz: Einführung eines Themenblocks „Digitale Medienkompetenz“ im Fach Ethik bzw. Werte und Normen, das den verantwortungsvollen Umgang mit sozialen Medien, Datenschutz und die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit behandelt.
- Stärkung der Privatsphäre und des Datenschutzes: Ein Kernbestandteil dieses Themas ist die Aufklärung über die Wichtigkeit von Datenschutz und Privatsphäre im Internet sowie die Risiken der Preisgabe persönlicher Informationen.
- Sensibilisierung und Aufklärung von Eltern: Es sollen Angebote für Eltern zur Stärkung ihrer Medienkompetenz geschaffen werden, um ihre Kinder besser begleiten und unterstützen zu können.
Autonomie der Schulen
- Stärkung der Schulautonomie: Schulen sollen mehr Freiheiten in der Organisation und Gestaltung des Unterrichts sowie der Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte erhalten, um passgenaue Lösungen für spezifische Herausforderungen zu entwickeln.
- Lehrpläne entrümpeln: Die Niedersächsischen Kerncurricula bilden aktuell eine Fülle an Kompetenzen und Pflichtinhalten ab, die in der Realität selbst ohne Stundenausfälle (z.B. durch Klassenfahrten, Exkursionen, Fortbildungen oder andere dienstliche Verpflichtungen) nicht unterrichtlich zu leisten ist. Im Ergebnis wird insbesondere in der gymnasialen Oberstufe in vielen Fächern durch das KC gerannt, auf Kosten intensiverer Behandlung von Inhalten oder handlungsorientierter Projekte. Nach Auffassung der Jungen Liberalen Niedersachsen müssen die Kerncurricula entrümpelt werden, um den Lehrkräften die schülerorientierte Gestaltung ihres Unterrichtes zu erleichtern. Kernkompetenzen müssen das Grundgerüst des jeweiligen Fächer-KCs bilden, um sowohl den Bildungserfolg und das Leistungsprinzip zu garantieren, als auch die bundesweite Vergleichbarkeit (KMK-Standards) zu gewährleisten. Die Anzahl an Pflichtmaterialien z.B. im Fach Englisch soll hingegen deutlich gesenkt und durch Lektürenvorschläge ersetzt werden, die zum vorgegebenen Kompetenzerwerb beitragen. Ähnliche Ansätze lassen sich auch in den MINT- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächern umsetzen, indem z.B. die Anzahl an verpflichtend zu behandelnden Modellen reduziert wird, ohne die entsprechenden Kompetenzen zu vernachlässigen. Mehr Freiheit und Invididualität im Unterricht schafft Motivation für Schüler und Lehrkräfte.
- Anpassung des Lehrplans an lokale Bedürfnisse: Schulen sollten mehr Freiheiten in der Gestaltung ihres Lehrplans erhalten, um auf die Bedürfnisse der Schüler und die Besonderheiten der Region einzugehen. Dies könnte z.B. durch Projekte in Kooperation mit lokalen Unternehmen oder die Integration regional relevanter Themen (lokale Wirtschaft) geschehen.
- Erprobung neuer pädagogischer Konzepte: Schulen sollten mehr Gestaltungsspielraum bekommen, innovative pädagogische Konzepte oder alternative Unterrichtsformen, wie z.B. digitale Lernmethoden oder fächerübergreifende Projekte, auszuprobieren und dauerhaft zu etablieren.
- Eigenständige Budgetverwaltung: Schulen sollten die Freiheit erhalten, ihr Budget selbst deutlich freier zu verwalten und über die Verteilung der finanziellen Mittel eigenverantwortlich zu entscheiden, sowie Rücklagen zu bilden. Dadurch können sie gezielt in Bereiche investieren, die ihren individuellen Bedürfnissen entsprechen, wie z.B. neue Projekte, Kooperationen oder Lehrmaterialien.
- Bildungsbudgets für Schuletats: Es sollen individuelle Bildungsbudgets eingeführt werden, mit denen Schulen selbstständig über ihre Mittel verfügen können, um passgenaue Lösungen und innovative Projekte zu finanzieren. Diese Mittel sind entkoppelt von sonstigen Posten im Schuletat und berechnet sich anhand der Schülerzahl an einer Schule.
Sunset-Klausel: 5 Jahre